„Nur das Genie beherrscht das Chaos“ – „Ordnung ist etwas für einfache Gemüter“ – solche und ähnliche Sprüche werden gerne als charmante Rechtfertigung für Unordnung verwendet.
Tatsächlich tun wir uns mit einem chaotischen Umfeld aber absolut keinen Gefallen: Unordnung verursacht nämlich Stress. Und davon haben wir alle eh schon mehr als genug, oder? 😫
Es stresst uns, wenn wir Dinge nicht finden
Es ist ja ein Klassiker: wir sind spät dran und ausgerechnet dann können wir plötzlich das Handy oder den Schlüssel nicht finden. Wer dann treppauf, treppab durch die Wohnung hetzt, bei dem ist die gute Laune wie weggeblasen.
Auch wichtige Unterlagen haben ein Talent dafür, sich im Chaos unsichtbar zu machen. Das lässt die Steuererklärung nicht gerade weniger nervenaufreibend werden.
Und was ist mit den Dingen, die wir eigentlich gerade erst gekauft haben und die doch irgendwie schon wieder verschwunden sind? Oder von denen wir sicher sind, sie zu besitzen – nur wo?!
Im Zweifelsfall müssen wir sie dann noch ein zweites Mal kaufen und ärgern uns über die unnötige Geldausgabe. Denn natürlich taucht das ursprüngliche Exemplar immer genau dann wieder auf, wenn der Ersatz schon da ist…
Visuelle Unruhe verursacht Stress
Ein chaotisches Zuhause lässt uns nicht zur Ruhe kommen: wohin der Blick auch wandert, überall bleibt er an unordentlichen oder dreckigen Stellen hängen.
Der Wäscheberg auf dem Sofa? Die Staubmäuse in der Ecke? Der Papierstapel auf dem Küchentisch, der eigentlich längst mal abgearbeitet werden müsste? Und so weiter…
Was passiert dabei? Selbst wenn wir nicht aktiv darüber nachdenken, funkt unser Unterbewusstsein trotzdem ein permanentes „Sollte so nicht sein…!“ Gerade Frauen sind dafür anfällig.
Vollgestopfte Flächen und lauter Dinge, die irgendwo herum(f)liegen, wo sie nicht hingehören, verursachen eine sogenannte visuelle Unruhe: Es sieht halt einfach schon chaotisch aus! In so einem Umfeld können wir uns deutlich schwerer entspannen oder konzentrieren.
Chaos erschwert Fokus und Konzentration
Schließlich sehen wir überall um uns herum nicht abgeschlossene Projekte und Aufgaben, die wir eigentlich erledigen müssten. Herrje.
Gedanklich springen wir dadurch superschnell von einem Müsste ich eigentlich! zum nächsten – anstatt uns auf das konzentrieren zu können, was wir eigentlich tun wollen. Fokussiert am Schreibtisch arbeiten beispielsweise. Ein aufgeräumter Schreibtisch macht einen riesengroßen Unterschied zu einem vollgestopften Modell, auf dem der Laptop gerade noch so Platz findet.
In den USA gibt es deswegen sogar einen besonderen Tag: immer am zweiten Montag im Januar findet der National Clean off Your Desk Day statt – der Nationale Räum-deinen-Schreibtisch-auf-Tag.
Was Unordnung körperlich mit uns macht
Dass uns Chaos stresst, ist keine rein psychische Wahrnehmung oder gar Einbildung. Es lässt sich körperlich messen! Hier kommt nämlich das Stresshormon Cortisol ins Spiel.
In verschiedenen Studien wurde gemessen, wie sich häusliche Unordnung auf das Cortisol-Level und somit die Gestresstheit auswirkt.
Beispielsweise untersuchten das die Psychologie-Professorinnen Darby E. Saxbe und Rena Repetti 2010 in ihrer Studie No place like home: home tours correlate with daily patterns of mood and cortisol: Teilnehmerinnen mit einem aufgeräumten Zuhause konnten sich deutlich besser erholen und waren weniger anfällig für depressive Verstimmungen als diejenigen in einem chaotischen Umfeld.
Ein ordentliches Zuhause, in dem wir uns wohlfühlen und erholen können, nimmt also ganz viel Stress aus unserem Leben.
Wenn das mal kein Grund zum Aufräumen ist! 🙂
Dieses Thema ist wirklich allgemein gültig. Ich bin gerade dabei, meinen Schreibtisch und parallel dazu den Keller aufzuräumen. Das bedeutet zunächst, alles unnötige zu entsorgen und die Gesamtheit der Dinge zu reduzieren. Es sammelt sich immer wieder so viel nicht Benutztes an. Dein Artikel hat mich noch mehr zu dieser Aktion ermutigt!
Hallo Klaus,
genau – teilweise sieht man ja auch den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr bzw. nimmt eine ganze Menge unnötiges Gerümpel aus lauter Gewohnheit nicht mehr bewusst wahr oder nimmt es einfach als gegeben hin. Da finde ich es immer sehr erfrischend, von Zeit zu Zeit mal kritisch durch die Räume und Schränke zu gehen und zu schauen, was wirklich gebraucht wird und was überflüssig ist.
Viel Erfolg beim Ausmisten!